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Theresa Berger, das Leichte Kleid, die zu perfekte Schönheit

die zu perfekte Schönheit 

2016/2017
32 x 24 cm Aquarellstifte auf Papier 

Zeichnungen nach Gipsabgüssen

"...die zu perfekte Schönheit und die standardisierte Ästhetik, die mit der damaligen und heutigen Realität oft nur wenig gemein haben dürfte."

Johann Joachim Winckelmann, ein Wegbereiter der Kunstgeschichte und der Wegbereiter der Klassischen Archäologie prägte aus seiner Faszination für die griechische Antike und deren Studium einen Wertemaßstab der Ästhetik. In der Kunst der Klassischen Antike würden Freiheit und Schönheit im Besonderen festgehalten und die »schönste Natur« in einer vollendeten und unnachahmlichen Perfektion dargestellt. Zugleich fordert Winckelmann in seinen die deutsche Klassik prägenden Schriften die Nachahmung ebendieser bereits perfekten Kunst um selbst neue Größe zu erreichen.

Doch welche Bedeutung hat die Forderung nach Nachahmung heute, mehr als 250 Jahre nach Winckelmanns Veröffentlichungen? Stile, Regeln, Ästhetikvorstellungen, all diese können in ihrer Vielfalt nur schwerlich verallgemeinert werden. Auch ist es explizit nicht Ziel des Studiums, nachzuahmen, um hierdurch »wahre Kunst« zu erlernen. Vielmehr steht konzeptionelles Arbeiten im Vordergrund, wobei Emotionen, individueller Geschmack, persönliche Erfahrungen, aber auch der Einfluss der jeweiligen Lehrer prägend auf die entstehenden Werke wirken, die dann entweder dem aktuellen Zeitgeschmack unterliegen oder eben nicht.

Das zumeist kunstgeschichtlich geprägte Studium von Kunstwerken vergangener Stilepochen dient der Erweiterung des Wissens, dem besseren Verständnis angewandter Techniken, aber auch der eigenen Inspiration. Dabei entstehen in der Regel, vielleicht abgesehen von einigen historisierenden Tendenzen in der Architektur, nicht Nachahmungen des Gesehenen, sondern Reaktionen oder Antworten darauf.

Winckelmanns ausgeprägte Vorliebe für die Ästhetik antiker Skulpturen wird bestimmt von perfekten Körpern, der »schönsten Natur« und ihrer Verklärung. Seine Vorstellungen waren der Anlass griechische Skulpturen zu studieren und diese zu interpretieren.

Meine Arbeit ist eine Reaktion auf die zu perfekte Schönheit und die standardisierte Ästhetik, die mit der damaligen und heutigen Realität oft nur wenig gemein haben dürfte.

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